Hochsensibilität – ja/nein?

Eine Person, die mit der Eigenschaft der Hochsensibilität ausgestattet ist, hat einen vielfach höheren Wahrnehmungssinn als der Durchschnitt. Auch wenn diese Eigenschaft Herausforderungen mit sich bringt, ist es keine Krankheit, sondern eine Gabe. Auch wer diese Gabe nicht besitzt, kann dennoch ein Bewusstsein für sie entwickeln, so dass letztlich beide Seiten positiv davon profitieren.
Hochsensibilität ist eine teils komplexe Angelegenheit, da man unterscheidet, ob jemand in bestimmten oder einigen wenigen Dingen sensibel ist, u.a. durch Prägung bzw. Erziehung oder, ob sich das Puzzle tatsächlich zu dem einer hochsensiblen Person zusammenfügt. Bei HS treffen eine Reihe bestimmter Eigenschaften in ihrer Gesamtheit zu, nicht nur einige wenige. Denn nicht jeder, der nah am Wasser gebaut ist oder keine Konflikte ertragen kann, ist gleich hochsensibel. Genauso wenig wie nicht alle HS nah am Wasser gebaut sind oder keine Konflikte ertragen können. Das Eine bedingt nicht gezwungenermaßen das Andere. 

 

Personen können auch aufgrund bestimmter Ereignisse in konkreten Bereichen hochsensibel sein, schlicht, weil sie durch das Erlebte eine punktuelle Hochsensibilität entwickelt haben, die jedoch nicht zwangsläufig mit einer angeborenen HS einhergeht. So können sich auch Allergien im Laufe der Zeit durch gewisse Umwelteinflüsse entwickeln, unabhängig von einer angeborenen HS. Allerdings gilt auch hier, mit diesen Sensibilitäten achtsam zu verfahren.

 

 

Grundsätzlich gibt es eine Reihe bestimmter Eigenschaften von HS, die in ihrer Gesamtheit, und wenn sie tatsächlich größtenteils zutreffen, eine Person als hochsensibel definieren. Dazu gehört immer auch eine gesunde Reflektion der Eigen- und Fremdwahrnehmung.


Es geht hier also nicht darum, einem vermeintlichen Trend zu folgen oder bloße Rechtfertigungen für eigenes non-konformes Verhalten zu finden. Denn die Gabe HS kann sich als sehr herausfordernd gestalten, wenn man mit ihr nicht umzugehen weiß. Davon können viele HS ein Liedchen singen, ebenso Hochbegabte. Da sie in der Minderheit sind und es für ihr Umfeld ohne entsprechendes Wissen darüber in der Regel schwierig ist, diese Eigenschaft bei ihnen zu erkennen, geschweige denn zu fördern, beginnt der Spießroutenlauf bei einigen bereits in der Kindheit.


Ein weiterer Faktor, der die Diagnose erschwert ist der Fakt, dass HS ihre HS auch sehr gut überspielen und teils unterdrücken können, wenn sie dies als notwendig erachten. Vor allem bei Männern geschieht dies häufiger., weil man HS fälschlicherweise mit Schwäche assoziiert.


Als Mentor für hochsensible und hochbegabte Personen unterstütze ich diese beschenkten Menschen, ihre Gabe als etwas Positives, als eine wahre Stärke zu entdecken, anzunehmen und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie erfolgreich eine förderliche Hochsensibilität leben.
Hochsensible Personen sind zwar in der Gesellschaft deutlich in der Minderheit. Dennoch, und das ist mein Eindruck, vermute ich, dass es mehr HS gibt als man denkt.

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