Entscheidungsstärke entwickeln - Teil 1

Auch eine nicht getroffene Entscheidung ist eine Entscheidung – nämlich alles beim Alten zu lassen. Und vielleicht zu hoffen, dass man keine Entscheidung treffen muss, weil es andere für einen tun oder sich die Angelegenheit ohne unser Zutun von alleine ändert bzw. entscheidet. Allerdings geben wir dann das Ruder ab und lassen andere für uns und was für uns gut sein soll bzw., wo wir am Ende hinwollen, entscheiden. Wir geben die Verantwortung ab.


Je länger der Zustand anhält, keine Entscheidungen treffen zu können/wollen, desto quälender kann er werden und desto schwerer tun wir uns, endlich eine Entscheidung zu treffen. Denn wir sind blockiert und drehen uns im Kreis. Dabei verlieren wir womöglich das Gefühl dafür, was wir eigentlich wollen, welche Entscheidung besser für uns sein könnte, und treffen aus dieser Verwirrung heraus womöglich diejenige, die nicht vorteilhaft für uns ist. Dann fühlen wir uns noch schlechter und der Stresspegel für die kommenden Entscheidungen, da sie nunmal Teil des Lebens sind, steigt. Ein Kreislauf.

Was bewegt eine Person zu diesem Verhalten?
Wir scheuen uns u.a., Entscheidungen zu treffen, wenn wir nicht bei einer der Möglichkeiten klare Vorteile für uns sehen. Wenn beide Optionen gleich gut oder schlecht sind, haben wir Angst, die falsche Wahl zu treffen. Andere Gründe können sein:

  • Mangelndes Selbstbewusstsein.
    Man glaubt z.B. das kann man eh nicht, man ist zu schwach, zu dumm, zu alt, zu sonst was und, dass man es nie schafft.

  • Mangelndes Selbstvertrauen
    Man hat Sorge, mit einer falschen Entscheidung nicht leben zu können.

  • Überhöhte und unrealistische Erwartungen an sich selbst (und andere).
    Wir wollen 1000% sicher sein, weil wir uns selbst schuldig und unendliche Vorwürfe machen würden, versagt zu haben, wenn es nicht die richtige Entscheidung wäre; wir sind übermäßig streng mit uns selbst. Die Person glaubt, es gibt nur richtige oder falsche Entscheidungen. Und sie verlangt im Grunde von sich, in die Zukunft schauen zu können und dann die perfekte Entscheidung zu treffen. …was nicht möglich ist.

  • Übertreibung, Kopfkino, Worst-Case Scenarios.
    Oft übertreiben wir die Konsequenzen einer Entscheidung und fahren uns selbst einen Film; so extrem als würde unser Überleben davon abhängen. Bei manchen Menschen führt es dazu, dass sie durch kleinste Entscheidungen, die sie treffen sollen, Überforderung erfahren. Sie verlieren sich in einem Mikrokosmos von Bagatellentscheidungen, die für sie eine große Herausforderung darstellen. 

  • Intuitionsblockade.
    Durch diesen ganzen Blockadeprozess sind wir so verunsichert, dass wir auch unsere eigene Intuition nicht mehr wahrnehmen können.


Angst ist ein großer Faktor bei der Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen. Woher kommen diese Ängste?

Die Angst vor Entscheidungen ist erlernt. Gründe dafür können u.a. sein:

  • Sicherheit und starkes Sicherheitsbedürfnis: die Variante, von der wir am wenigsten Risiko u/o negative Konsequenzen befürchten – „auf Nummer sicher gehen“. Z.B. bei der Jobwahl. Job bei einer Versicherung oder doch lieber etwas Künstlerisches? Versicherung = sicheres, festes Gehalt mit Stabilität. Kunst = Risiko, womöglich geringes Gehalt, keine Garantie.  Andere Seite der Medaille für jemanden, der sich für Kunst interessiert: Versicherung = langweilig, stressig, konservativ, unbefriedigend. Kunst = Freiheit, Selbstverwirklichung, Erfüllung, Ausgeglichenheit.
    Was ist also die richtige Wahl? Und gibt es womöglich mehr als nur ein Entweder-Oder?
  • Angst vor den Konsequenzen, vor Versagen, Kritik, Reue, Ablehnung. In der Vergangenheit negative Erfahrungen bei einer unförderlichen Entscheidung gesammelt. Zum Beispiel wurde die Person ausgelacht, ihr wurden Vorwürfe gemacht, sie wurde bestraft oder hat Ablehnung erfahren oder sonstige Konsequenzen, die sie in diesem Moment so überfordert haben, dass es sich in ihr Unterbewusstsein derart eingebrannt hat.
  • Entscheidungen wurden uns in der Vergangenheit immer wieder abgenommen. So konnten wir nicht lernen, was es heißt eine Entscheidung zu treffen, nach welchen Kriterien man dies tut, geschweige denn unsere eigenen Erfahrungen sammeln und so Selbstvertrauen entwickeln, auch zukünftig selbst zu entscheiden.

Diese erwähnten und weitere Aspekte zehren unnötig von unserer Energie und erschweren uns das Leben. Sie kosten uns kostbare Lebenszeit, die wir besser nutzen können.

 

In Teil 2 meines Artikels erfährst du von Möglichkeiten, aus dem destruktiven Kreislauf raus und in konstruktive Entscheidungsfindung rein zu finden.

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